Introversion und Extraversion

Intros und Extros; und wie Ambiversion und Schüchternheit einzuordnen sind

Die Begriffe introvertiert und extrovertiert bzw. extravertiert sind wohl jedem bekannt. Etwas genauer wird bei diesen Begriffen von Verhaltensmustern bzw. Persönlichkeitseigenschaften gesprochen, die durch die Interaktion mit der sozialen Umgebung charakterisiert sind. Die Beobachtung durch Externe gibt also einen ersten Eindruck darüber, wie sich jemand verhält. Diese Verhaltensweisen können dann auf Eigenschaften zurückgeführt werden.
Trotzdem sollten wir, auch wenn wir unsere Mitmenschen vermeintlich gut kennen, nicht zu viel in sie hineininterpretieren, Stichwort Stereotypisierung oder Schubladendenken. Dennoch können wir uns von unserem Gegenüber ein gutes erstes Bild machen, wenn wir ihm zum ersten Mal begegnen. Die wirkliche Kenntnis einer Person kann natürlich nur stattfinden, wenn wir uns mit ihr austauschen (sie fragen), mit ihr zusammen etwas erleben o.Ä.

Begriffe, die in diesem Zusammenhang immer wieder auftauchen, sind Ambiversion und auch Schüchternheit.

Ambiversion (Adj.: ambivertiert) beschreibt den Übergangsbereich zwischen Intro- und Extraversion. Diese Menschen sind keine Extremformen der Versionen (diese sind sowieso eher selten), sondern können beide Seiten gut. Dies hat seine Vor- und Nachteile: Man ist nicht richtig das eine oder andere, kann nicht seine spezifischen Stärken ausspielen, kann aber beide Seiten nutzen, wann immer es nötig ist.

Schüchternheit ist insoweit von Introversion zu unterscheiden, als dass Schüchternheit als Form der sozialen Angst zu bewerten ist und sich deswegen Menschen nicht trauen, auf andere Leute zuzugehen. Introversion beschreibt dagegen (nach Susan Cain) die Kraftschöpfung aus der Ruhe heraus, quasi die Aufladung der Energiereserven durch das Alleine sein (≠ einsam). Viele, auch die Introvertierten selbst, verwechseln diese beiden Begriffe viel zu oft und glauben dann, dass ihre Introvertiertheit sie daran hindern würde, soziale Kontakte auszubauen. Dem ist nicht so!

Über Beobachtungen und Eigenschaften

Beginnen wir bei Introvertierten. Sie werden meist in einer Gruppe als eher still, zurückhaltend oder reserviert, in diesem Zusammenhang als schüchtern beschrieben. Ihre Stärken liegen in der konzentrierten, fokussierten, und ruhigen Arbeit, die sie durch umfangreiches Denken gut beherrschen.
Durch ihre nach innen gewandte Haltung sind sie bereit zuzuhören, da sie lieber durch Beobachtung lernen. Mit dem daraus gewonnenen Wissen über die (soziale) Umwelt können sie dann zielführend Probleme und Hindernisse aus dem Weg räumen. Dies alles kostet aber Energie und so ist es für sie immer wieder notwendig, dass sie sich entsprechende Ruhephasen oder Auszeiten nehmen, um für die nächste Herausforderung bereit zu sein. Die Passivität in ihrem Handeln wird ihnen teils negativ ausgelegt, doch gerade das ist die Stärke der Intros.
Betrachten wir hier den Grenzfall der extremen Introvertiertheit (Verschlossenheit oder Soziale Isolation), wird das für solche Menschen zum Problem. Vor lauter Grübeln kommen sie keinen Schritt mehr vorwärts und behindern damit nicht nur sich selbst, sondern auch andere.

Extravertierte werden oft als gesprächig, aktiv und energisch wahrgenommen. Sie nutzen die Energie, die von anderen auf die einwirkt und können damit abenteuerlustig, aber auch dominant und impulsiv wirken. Durch ihre nach außen gewandte Handlungen bauen sie ihre Energiereserven auf und können dann mit Hilfe von Aktivität Probleme und Hindernisse praktisch und schnell angehen. Das Denken, Fühlen und Handeln dieser Menschen wird durch äußere Einflüsse bestimmt, was im Grenzfall zu überstürztem Handeln führen kann. Dann können Extravertierte sich zum Beispiel vor überkochender oder überschwänglicher Emotionen kaum mehr halten und neigen dazu unkontrolliert zu sein. Kommen entsprechende andere Persönlichkeitsmerkmale wie Narzissmus dazu, kann das zu einer explosiven Mischung führen.

Wie wir sind und wie wir sein sollten

Niemand kann sich aussuchen, ob er eher intro- oder extravertiert ist. Die meisten von uns sind in der Regel nicht direkt einer "Version" zuzuordnen. Der Übergang ist vielmehr fließend und er lässt sich ändern. Mit Ändern meine ich jedoch nicht zwangsweise das radikale Biegen und Brechen auf bestimmte Verhaltensweisen, um sich sozial bestätigt zu fühlen. Es geht vielmehr darum, mit dem, wer wir sind, unsere Ziele zu erreichen, indem wir mit dem arbeiten, was wir gut können.
Wichtig dabei ist, dass wir nicht den Unterschied zwischen Introversion und Schüchternheit verwechseln. Denn was hilft der klügste Kopf einer Gruppe, wenn er sich nicht traut, sich zu Wort zu melden. Und dass auch Extrovertierte sich darin üben müssen, das introvertierte Wesen zu begreifen und zu verstehen, um deren Ideen dann erfolgreich umsetzen zu können. Es ist also an uns, Intros und Extros nicht gegeneinander, sondern konstruktiv miteinander arbeiten zu lassen, damit sich alle am Ende des Tages am Erfolg erfreuen können.


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